Sterne, Gasnebel, Galaxien am Nachthimmel fotografieren – Bis vor 10 Jahren noch die Königsdisziplin für ambitionierte Hobbyfotografen. Die älteren erinnern sich eventuell noch an Zeiten, als man seine Spiegelreflex auf ein motorbetriebenes Teleskop geschnallt hat, eine Stunde belichtete und dann stolz wie Bolle auf ein verwaschenes Schwarz-Weiß Bild war, auf dem man irgendwo der Orion-Nebel erkennen konnte.
Mittlerweile hat sich einiges in der Kameratechnik getan, speziell nach der Einführung der Digitalfotografie. Und gerade im Bereich der Hobby-Astrofotografie, durch die Weiterentwicklung der Sensortechnik und den Möglichkeiten der Foto-Nachbearbeitung am heimischen PC, können jetzt Hobby-Astronomen Bilder machen, für die man vor 30 Jahren noch eine mittelgroße Sternwarte benötigt hätte. Und der Orion-Nebel sieht mittlerweile so aus:
Trotzdem hat man immer noch das Problem, dass man den Sternenhimmel „nachführen“ muss, sobald man längere Belichtungszeiten als ein paar Sekunden hat (einen Anhaltspunkt über die längst möglichen Belichtungszeiten ohne Nachführung gibt die Tabelle unten ).
Das heißt: Doch wieder ein großer Aufwand: Man braucht ein stabiles Stativ, darauf eine Nachführung mit Motor, auf die die Kamera gesetzt wird. Diese Nachführung braucht Strom (Steckdose oder große Batterie), und vor allem: Sie muss nach dem Aufbau „eingenordet“ werden: Dazu braucht man freie Sicht auf den Polarstern und ist einige Zeit mit dem Justieren beschäftigt. Und wenn man mal auf die Südhalbkugel zum Fotografieren fährt, kann man die Nachführung normalerweise nicht gebrauchen. Aber: es geht auch deutlich einfacher! Der DSLR Kamerahersteller Pentax/Ricoh hat es geschafft, seinen beweglichen Kamerasensor (als Teil des „Shake-Reduction“ Systems zur Verhinderung von Verwacklungen bei längeren Belichtungszeiten) mit einem GPS System softwaremäßig zu koppeln. Im Prinzip bekommt man damit eine in die Kamera eingebaute Nachführung! Dieses System heiß „Astrotracer“
Der Astrotracer ist in allen neueren Pentax-DSLR als Funktion in der Kamerasoftware enthalten. Die Modelle mit eingebauten GPS Modul (K-1, K-1ii und K-3ii) können ohne weitere Hardware sofort verwendet werden. Für die Kameratypen KP, K-70, K-3, K-S1, K-S2, K-5, K-5ii, K-50, K-30, K-r und K-01 benötigt man noch das separat erhältliche GPS Modul O-GPS1.
Um diese Frage zu beantworten, muss man sich erst einmal ansehen, was der Astrotracer leisten soll: Er soll den Sensor als astronomische Nachführung mit der scheinbaren Bewegung des Sternenhimmels mitbewegen. Dazu braucht die Bewegungssteuerung für den Sensor folgende Informationen:
Damit ist die Kamera dann in der Lage, den Sensor in 3 Achsen (hoch/ runter, rechts/links, drehen) mit dem Sternenhimmel mit zu bewegen.
Was braucht man nun dafür? Eigentlich die gleichen Messsysteme, die heute jedes Handy hat:
Jetzt braucht man noch eine weitere Richtung, damit man die Lage im Raum genau bestimmen kann: Hier kommt der Magnetfeldsensor ins Spiel, der, ähnlich wie bei einer „Kompass“ App, die Nordrichtung ermittelt. Allerdings hat sich Pentax hier noch etwas einfallen lassen, um die Genauigkeit zu erhöhen: Durch den vom GPS-System ermittelten Punkt auf der Erdoberfläche lässt sich auch die Abweichung von der magnetischen zur wahren Nordrichtung ermitteln (wahrscheinlich enthält das GPS-System eine einprogrammierte Tabelle). Der Kompass in der Kamera weist daher ziemlich genau die wahre Nordrichtung.
Dazu hat Pentax auch ein kurzes Video auf YouTube hochgeladen: https://www.youtube.com/watch?v=0rW4XNbLYt0
Übrigens gibt es diese Kalibrierung nicht nur bei der Pentax-Kamera, auch einige Handy Apps (z.B. einige Wasserwaagen-Apps) nutzen diese Bewegungen zur Kalibrierung des Bewegungs- und Lage-Messystems.
Pentax hat, sehr gut versteckt in der Produktspezifikation des GPS-Moduls auf der japanischen Pentax-Seite, einige Kennzahlen für den Astrotracer an den verschiedenen Kameras gegeben.
http://www.ricoh-imaging.co.jp/english/products/o-gps1/spec.html
Hier wird z.B. die Genauigkeit des GPS und des Kompasses angegeben. Auch sind hier für die verschiedenen Kameramodelle die maximalen Belichtungszeiten angegeben, abhängig von Brennweite und auf welche Höhe des Himmels die Kamera ausgerichtet ist. Hintergrund ist, dass der Kamerasensor nur in gewissen Grenzen bewegt werden kann. Hat der Sensor seine maximale Auslenkung erreicht, beendet die Kamera die Belichtung.
Wie man hier sehen kann, sind mit den Astrotracer also Belichtungen bis zu 5 Minuten möglich (bei kleiner Brennweite unter 50mm). Bei längeren Brennweiten gehen die Belichtungszeiten dann entsprechend zurück. Allerdings sind diese Zeiten für die Astrofotografie heute mehr als ausreichend. Normalerweise benötigt man nicht mehr als 30 bis 60 Sekunden pro Aufnahme.
Nun aber zu den Limitierungen, die das System hat, und die bei der Fotografie zu berücksichtigen sind:
Alles in Allem muss man selbst ausprobieren, wie weit man mit dem Astrotracer geht. Das hängt dann auch vom Kameramodell und dem Standort ab.
Aber: Der Astrotracer funktioniert innerhalb seiner Grenzen gut, und er kann mit den handelsüblichen Kameranachführungen durchaus mithalten. Und wenn man später mehr will, sollte man sich dann am besten ein kleines Teleskop anschaffen.