Der Mond - Ein etwas anderes Himmelsobjekt

Und natürlich darf hier in dieser Zusammenstellung der Mond nicht fehlen. Oft ist er am Nachthimmel zu sehen, manchmal so hell, dass er alles andere überstrahlt, und jeden Abend erscheint er anders.

    Was brauche ich für die Mondfotografie?

    Natürlich ist die Mondfotografie dann auch anders als die anderen Arten der Astrofotografie:

    1. Der Mond ist hell. Sie kommen beim fotografieren mit normalen Belichtungszeiten zwischen 1/30 und 1/250 Sekunde hin und brauchen daher KEINE Nachführung. Sie können den Astrotracer also getrost ausgeschaltet lassen. 
    2. Beim Mond ist Brennweite durch nichts zu ersetzen, außer durch mehr Brennweite. Um den Mond halbwegs formatfüllend abzulichten, brauchen Sie mindestens ca. 1000mm (APSC) oder 1500mm (Vollformat). Da Sie aber nach wie vor ein Himmesobjekt fotografieren, brauchen Sie keinen Autofocus, sondern können zu einem einfachen manuellen Objektiv greifen, eventuell auch mit einem manuellen Telekonverter. Bei Ebay finden Sie eine große Auswahl solcher Exoten, zu nennen sind hier z.B. ein manueller Schiebezoom 650-1300mm, oder ein Spiegeltele 500mm mit 2x Telekonverter.
    Manueller Schiebezoom Opteka 650-1300mm

    Manuelle Linsenobjektive

    Manuelle Linsenobjektive sind auf den gängigen Plattformen wie ebay in großer Vielfalt preiswert zu bekommen. Die optische Qualität ist dabei meist OK, kann sich aber nicht mit einem Markenobjektiv der höheren Preisklasse messen. Man muss auch auf einige gewohnte Annehmlichkeiten verzichten: Diese Objektive haben keinen Autofocus und, wenn überhaupt, nur eine manuelle Blendensteuerung. Der Anschluß ist meist ein M42 Gewinde, man sollte also gleich einen entsprechenden T2 Adapter, passend für den Kameraanschlus (z.B. Pentax K), mitbestellen. Hinter den angebotenen Marken (Opteka, Danubia, Walimex,...) verbergen sich meist baugleiche Objektive, die sich nur in der äußeren Aufmachung unterscheiden und alle in der selben Fabrik in Fernost hergestellt werden. Bitte beachten Sie, dass ich diese Objektive für den Normalgebrauch nur schwer handhaben lassen und, z.B. für Tierfotografie mit beweglichen Motiven nicht geeignet sind. Aber für die Astrofotografie oder Landschaftsfotografie mit hoher Brennweite sind sie durchaus zu gebrauchen. 

    Spiegeltele

    Eine Alternative zu den manuellen Linsenobjektiven sind Spiegeltele, die ähnlich wie ein Cassegrain Spiegelteleskop mit einem großen Hauptspiegel und einem kleinen Fangspiegel auf der Frontseite ausgestattet sind. Durch diese Konstruktion lassen sich kurze Objektive mit relativ langen Brennweiten bauen. Konstruktiv bedingt haben alle Spiegeltele einen manuellen Focus und eine feste Blende. Spiegeltele werden mit verschiedenen Brennweiten und  Öffnungsverhältnissen, sowie unter verschiedenen Aufmachungen und Markennamen angeboten. Gerüchteweise stammen sie aber alle aus ein und derselben Fabrik in Russland, die diese Objektive für den Weltmarkt produziert. Trotz der bereits relaiv langen Brennweiten empfielt sich für die Mondfotografie noch ein manuellen 2x Telekonverter. Natürlich darf man auch hier den kameraspezifischen T2 Adapter nicht vergessen, da auch diese Objektive meist mit M42 Anschluss verkauft werden. Bitte beachten Sie: Auch diese Objektive sind durch das komplizierte Handling  im praktischen Einsatz nur für Astrofotografie und Landschaftsfotografie zu gebrauchen. Hinzu kommt, dass die Spiegeltele ein sehr ungewöhnliches Bokeh in Kringelform haben, was bei vielen Fotografen negativ angesehen ist. Aber: Sie bekommen viel Brennweite zu einem sehr niedrigen Preis.

    Ein manuelles Spiegeltele Delamax 500mm f1:6.3
    1. Ein stabiles Stativ und einen Fernauslöser (diesmal am besten einen IR Fernauslöser) brauchen Sie natürlich auch noch (siehe auch "Fotografieren")

    Den Mond fotografieren

    Jetzt dazu, wie man den Mond am besten fotografiert

    1. Wie oben schon gesagt: Sie können den Astrotracer also getrost ausgeschaltet lassen. Stellen Sie stattdessen auf Manuellen Modus ("M"), wählen ISO 800 und probieren dann eine passende Belichtungszeit, aber nicht weniger als 1/30 Sekunde. Sonst kann es passieren, dass der Mond durch seine Bewegung dann doch unscharf wird. Natürlich gilt hier, je höher die Vergrößerung (oder je länger die Brennweite) desto kürzer die maximal mögliche Belichtungszeit. Wo genau die Grenze bei Ihrem Equipment liegt, müssen Sie ausprobieren.
    2. Achten Sie darauf, dass die Kamera auf einem stabilen Stativ ruhig steht. Suche Sie wenn nötig eine windstille Ecke und ziehen Sie alle Verschraubungen gut fest. Und: Viele preiswerte Stative wackeln schon konstruktionsbedingt. Für die Mondfotografie lohnt sich auf jeden Fall die Investition in ein gutes Stativ.
    3. Das allerwichtigste für den Mond ist: Stellen Sie richtig scharf. Aus einem unscharfen Bild lassen sich auch durch die besten technischen Tricks in der Nachbearbeitung keine tollen Fotos machen.

    Scharfstellen eines flächigen Objekts

    Der Mond ist, anders als die punktförmigen Sterne, auf eine andere Art scharfzustellen. Die naheliegenste Methode ist wieder, den Live-View einzuschalten, das Bild am Mondrand zu vergrößern und so lange zu drehen, bis es scharf aussieht. Mancher ältere Fotograf wünscht sich hier den guten, alten "Schnittbild-Entfernungsmesser" im Sucher der analogen SLRs zurück, aber es gibt bei vielen Kameras eine Alternative, genannt "Focus Peaking".

    Pei einer Pentax ist diese Funktion normalerweise verfügbar, aber schlecht dokumentiert und gut versteckt. Wenn man die Kamera auf "MF" (manueller Focus) stelltund den Live View einschaltet, erscheint in Info-Menü der Menüpunkt. "Fokussierhilfe". Hier lässt sich das Focus Peaking einschalten, was bewirkt, dass scharf gestellte Bereiche des Live-View Bildes mit einer Kontur versehen werden. Ist diese Funktion eingeschaltet,  lässt sich der Mond  mit dem Live View und der Vergrößerung relativ schnell scharfstellen.

    Einschalten der Fokussierhilfe/ "Focus Peaking" im Info Menü der Pentax-K-S1

     

    1. Bei diesen langen Brennweiten solle man alle unnötigen Erschütterungen vermeiden, die sich als Verwacklungen im Bild wiederspiegeln können. Es empfiehlt sich daher dringend, mit Infrarot-Fernauslöser zu fotografieren und dabei auch die Funktion "Spiegelvorauslösung 3s" einzustellen. So kann vermieden werden, dass der Impuls des aufklappenden Spiegels einen Wackler ins Bild bringt.
    2. Jetzt kann es losgehen: machen Sie erst einmal ein paar Probeaufnahmen, bis die Belichtung stimmt. Man sollte die Krater an der Schattengrenze gut erkennen können, und die gut beleuchteten Bereiche des Mondes sollten nicht zu hell sein und die dunklen Staubflächen der Mare sollten gut zu erkennen sein. Übrigens: Für den Anfang sind JPGs OK, dies erspart später die Dateikonvertierung in TIFF und der Verlust an Details ist nicht sehr groß.
    3. Jetzt legen Sie richtig los! Machen Sie MINDESTENS 20 bis 30 Aufnahmen. Passen Sie auf, dass Ihnen der Mond währens der Aufnahmen nicht aus dem Blickfeld wandert und bewegen Sie die Kamera gegebenenfall nach.

     Jetzt sollten Sie eine schöne Aufnahmenserie haben:

    Aufnahmeserie des Mondes 2 Tage nach Vollmond, incl. Progbeaufnahme zur Prüfung der Belichtung (IMGP4504). Pentax K-S1 ISO800, 1/500 sec mit 1250mm Brennweite

    Erstellung eines hochauflösenden Mondbildes

    Jetzt haben wir also einen Haufen Mondbilder, die irgendwo so aussehen wie das Bild hier links. Ganz nett, aber nichts besonderes. Aber mit ein wenig Aufwand und ein paar Tricks bekommen wir daraus das Bild auf der rechten Seite, ein sogenanntes "hochauflösendes" Mondbild. 

        Halbmond am 27.12.2017, Einzelbild. Mit K-S1 am manuellen Opteka Schiebezoom, 1100mm. ISO800, 1/250 sec.
        Stack aus 10 Bildern, gestackt mit Autostakkert, Nachbearbeitung mit Windows 10 Foto App

        Wie geht das?

        1. Gehen Sie die Bilder einzeln am Computer durch. Prüfen Sie, ob diese scharf sind und ob der Mond wirklich komplett im Bild ist. Löschen Sie alle Bilder, die nicht 100% in Ordnung sind.
        2. Jetzt brauchen Sie ein Programm zum Stacken der Bilder. Ich empfehle: Googeln Sie nach "Autostakkert" und installieren Sie die 32 Bit Version, die läuft am besten. Autostakkert ist eine vom Amateurastronomen Emil Kraiikamp programmierte Software, deren private, nichtkommerzielle Verwendung kostenlos ist. Soweit ich weiss, ist diese Software nur für Windows verfügbar, nicht für Apple-Rechner. Autostakkert wurde eigentlich für den Einsatz mit sogenannten "Planetencams" entwickelt, die normalerweise kleine Filmsequenzen liefern, die dann in deren Einzelbilder zerlegt weden. Die Software kann aber auch Einzelbilder in den Formaten JPG und TIFF verarbeiten
        3. Wenn Sie Autostakkert öfnen, bekommen Sie 2 Bildschirme angezeigt, einen zur Steuerung, einen zur Bildvorschau. 
          Autostakkert Steuerungsbildschirm
          Autostakkert Vorschaubildschirm
          1. Öffnen Sie die Bilder, indem Sie sie auf den Button "Open" ziehen (1).
          2. "Planet" wählen und"Quality Estimator" auf "Edge" stellen. Klicken Sie die Bereiche an, in denen der rand der Mondscheibe auf den Bildern zu sehen ist (NICHT der Bwereich des Terminators (Licht/Schatten Grenze).
          3. "Analyze" (2) drücken, Es wird ein Qualitätsgraph erstellt.
          4. Mit dem Schieberegler oben im Vorschaufenster prüfen, wie viele Bilder über 50% Bildqualität liegen. Diese Zahl im Steuerungsbildschirm unter "Number of frames to stack" eintragen.
          5. im Vorschaufenster "Place AP Grid" anklicken. Das Gitter der "Alignment Points" wird erstellt und über das Vorschaubild gelegt.
          6. Dann "Stack" (3) drücken und den Stackingvorgang starten. das Stacking dauert, je nach Anzahl der Bilder und der Rechenleistung, einige Minuten bis zu einer halben Stunde.
          7. Autostakkert legt einen neuen Ordner "AS Pxx" oder AS Fxx" auf der Ebene NEBEN dem Ordneran, der die Originalbilder enthält, an. Dort legt Autostakker 2 Bilder im TIFF Format ab. Die Datei "_conv.tif" ist das gestackte Bild, was dann weiterverarbeitet werden kann. 
          8. Das gestackte Bild dann z.B. mit der Windows 10 Foto App bearbeiten. Es empfiehlt sich, das Bild erst einmal zuzuschneiden, da Autostakkert in den Randbereichen meist "Artefakte" (oder anders ausgedrückt "Müll vom Stacking") hinterlässt, den man wegschneiden sollte. 
          9. Dann das Bild "verbessen" (eine tolle Funktion der Windows 10 Foto App), und mit Kontrast, Helligkeit, "hellen Flächen" und "Schatten" nachbearbeiten. Wenn sie möchten, können Sie das Bild auch ein wenig "schärfen", allerdings erhöht dies das Rauschen im Bild.
          10. Am Ende nur noch abspeichern und nach JPG konvertieren. Fertig ist das hochauflösende Mondbild, das dann hoffentlich auch bei Ihnen so aussieht
          Hochauflösender Mond vom 3. März 2019. Pentax K-S1 am Opteka Schiebezoom, 1100mm Brennweite. Stack aus 10 Aufnahmen